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Station 10: Valencia

Im Vorfeld hatte ich geplant, einen Monat in Valencia zu verbringen. Durch ausgiebige Internetrecherche kreierte mein Kopf ein Bild einer wunderschönen Großstadt am Meer mit viel Sonnenschein und ausgedehnten Parkanlagen, die Hunde willkommen heißen. Auch die Recherche geeigneter Facebookgruppen für mein Anliegen war von Erfolg gekrönt. Ich bin Mitglied einer Expatsgruppe und einer Gruppe für Digital Nomads in Valencia. Hierduch konnte ich viele interessante Menschen kennenlernen, mit teils sehr kuriosen Lebensläufen. Und ich liebe solche Geschichten.

Ein längerer Aufenthalt gab mir auch die Gelegeneit, einen Spanischkurs zu besuchen. Vier Wochen lang hatte ich täglich zwei Stunden Unterricht in einer Kleingruppe, und auch hier waren meine Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Mittlerweile kann ich mich ein wenig auf Spanisch ausdrücken, ich fühle mich nicht mehr ganz so wie eine Touristin. Natürlich bin ich trotzdem fremd hier, wenn mich die Menschen nach dem Weg fragen oder eines der vielen "Hundegespräche" anfangen, dann stammle ich ein wenig in meinem gebrochenen Spanisch und gebe so sehr schnell zu erkennen, dass ich fremd in diesem Land bin. Oft reden die kommunikativen Menschen einfach weiter, als hätten sie es nicht gemerkt. Ich nicke dann einfach freundlich, wenn ich meine, es wäre eine passende Stelle dafür. Und manchmal werfe ich einen meiner wenigen Sätze ein wie: "Si, es muy feliz!" (Sie ist sehr glücklich, damit ist dann Linda gemeint, wenn sie einen Spielpartner gefunden hat, den sie mag) oder "Si, es una perrita pero no esta en celo." (Sie ist eine Hündin, aber ist nicht läufig). Dinge, die halt wichtig sind, wenn frau Hundebesitzerin ist. Ich denke mal, ohne Linda wäre mein Stammvokabular etwas anders ausgefallen.

Nun gut, trotz all dieser kleinen Schwierigkeiten fühle ich mich sehr wohl hier. Weswegen ich weitere zwei Wochen bleibe, dann aber in ein anderes "Barrio" umziehe. Das ermöglicht mir zwei weitere Wochen, um durch die engen, malerischen Gassen zu flanieren, den reichhaltigen Mittagstisch zu genießen (die Hauptmahlzeit wird hier zwischen 2 und 3 Uhr genossen und besteht aus drei Gängen, man bezahlt 8-15 Euro inklusive Getränk!), mich mit interessanten Menschen zu treffen, meine Haut von den Sonnenstrahlen verwöhnen zu lassen und das Rauschen des Meeres aufzunehmen.

Als ich mich nach den nächsten Stationen umguckte, um meine langsame Rückreise nach Bremen zu planen, mischte sich eine Traurigkeit in die weitere Reiseplanung, die mich davon abhielt, die weiteren Stationen zu buchen.

Wie wird es sein, wieder in meine gewohnte Umgebung einzutauchen? Werde ich dem kalten und regnerischen Kilma trotzen? Kann ich von meiner Reise zehren und mein Leben in Bremen anders wahrnehmen als vor der Reise?

Ich habe mir hier in der kurzen Zeit etwas aufgebaut, und es fällt mir schwer, all das wieder loszulassen. Jetzt, wo ich wenigstens die Basics der fremden Sprache verstehe, kehre ich so langsam wieder zurück. Ist all das umsonst gewesen? Oder gibt es demnächst wieder Verwendung für meine Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich auf dieser Reise formen konnte?

All diese Fragen schwirren in meinem Kopf rum, und natürlich habe ich keine Antworten auf sie. Ich werde es sehen, spüren, und wissen, wenn es soweit ist.

Es gibt Dinge in Bremen, auf die ich mich freue. Auf die Lesung von "Stallgeflüster - Die Wahrheit über Pferde und ihre Menschen" in Braunschweig. Auf das Wiedersehen mit meinen Freunden und meiner Familie. Auf mein Pferd Fjala. Auf den Weihnachtsmarkt und auf die Weihnachtszeit. Denn trotz aller Bemühungen, die Stadt weihnachtich zu schmücken, so ganz gelingt es ihr nicht, mich in eine vorweihnachtliche Stimmung zu versetzen!

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